Weihnachtskaktus richtig pflegen

Aufmacher Kakteen

Weihnachtskaktus richtig pflegen

Schlumbergera stilvoll arrangiert

Schlumbergera stilvoll arrangiert

Die Adventszeit naht und in den Gärtnereien steht schon länger wieder der von vielen geliebte Weihnachtskaktus, botanischer Name Schlumbergera, zum Verkauf bereit. Es wird also Zeit, sich einmal genauer mit den Pflegebedingungen dieser Pflanzengattung, die aus der Familie der Kakteengewächse stammt, zu beschäftigen. Wie genau sind die Schlumbergera-Hybriden, denn um solche handelt es sich in der Regel, eigentlich zu pflegen? Haben sie eine Ruhezeit? Wie bekomme ich sie jedes Jahr wieder zur Blüte? All dies sind Fragen, mit denen sich mein heutiger Beitrag näher beschäftigen wird.

Wie alle anderen Kakteen ist auch der Weihnachtskaktus eine Sukkulente. Allerdings wächst diese Sukkulentengattung nicht, wie die allermeisten Kakteen, in vollem Sonnenlicht. Es handelt sich bei Schlumbergera vielmehr um einen Bewohner des küstennahen brasilianischen Regenwalds. Hier wächst diese Pflanzengattung als Aufsitzerpflanze auf großen Bäumen. Pflanzen, die nicht im Substrat des Bodens wachsen, sondern auf anderen Pflanzen gedeihen, nennt man Epiphyten. Dabei handelt es sich nicht um Schmarotzer, die von ihrer Wirtspflanze leben. Im lichten Schatten des Geästs und der Blätter der Bäume finden sie genügend Licht zur Entfaltung, und durch die niedergehenden Regenmengen bzw. die Nebelschwaden speichern sie genügend Wasser und Nährstoffe in ihren fleischigen Trieben.

Mit diesem Wissen über die natürlichen Standorte im Hinterkopf können wir nun die Pflege unserer Schlumbergera-Hybriden näher beleuchten. Nach botanischen Arten muss der Sammler sicher akribisch suchen. Die gewöhnlich in unseren Pflanzenmärkten angebotenen Weihnachtskakteen sind allesamt Kulturhybriden.

Substrat

Als Substrat wird ein wasserdurchlässiges humoses Substrat gewählt. Dazu eignet sich Kakteenerde recht gut. Wichtig ist, dass sich keine Staunässe bilden kann. Ein Anteil von etwa einem Drittel Bims, Perlite, Lavagranulat oder auch feiner Blähton als Zumischung zur humosen Pflanzerde ist hier angebracht, so dass Feuchtigkeit gespeichert werden kann, ohne die Erde zu vernässen.

Umtopfen

Die Wurzeln des Weihnachtskaktus benötigen nicht übermäßig viel Raum, so dass ein Umtopfen nur etwa in jedem dritten Jahr erforderlich wird. Es wird empfohlen, den neuen Topf nicht wesentlich größer zu wählen, als es der alte Topf war. Um die Entwicklung der Blütenansätze nicht zu stören, ist es am sinnvollsten, den Umtopfvorgang erst nach der Blüte vorzunehmen. Die Zeit im Spätfrühling ist dazu gut geeignet, denn in der wärmeren Jahreszeit beginnt die Wachstumsphase der Triebe.

Standort

Im Sommer sind Schlumbergera-Hybriden dankbar für einen schattigen bis halbschattigen Standort im Freien. Gartenbesitzer haben hier natürlich den Vorteil gegenüber reinen Fensterbankgärtnern. Meine eigenen Schlumbergeras habe ich im überaus heißen Sommer 2022 unter einem lichtdurchlässigen Überdach aus Plexiglas sowie nahe an der warmen Hauswand, aber auch hier durch einen dicht begrünten Fliederbusch gegen die starke Sonneneinstrahlung geschützt, aufgestellt. Ab und zu, wenn ich gerade mit der Gießkanne unterwegs war, haben die Töpfe eine Ladung Wasser abbekommen. Jedoch geschah dies wirklich nur in größeren Abständen und keinesfalls – wie bei den bunten Topfpflanzen – täglich. Der Gießrhythmus war ungefähr alle 10 Tage, plus/minus ein paar Tage. Ich habe eher nach Gefühl gegossen und es nicht ganz genau genommen. Die Pflanzen standen nicht im Übertopf, sondern auf einem kleinen Untersetzer. Durch die Hitze ist überstehendes Wasser dann innerhalb kürzester Zeit verdampft. Man muss bedenken, dass die Temperaturen in diesem Sommer bis zu 37 °C angestiegen sind.

In weniger trockenen Sommern habe ich Schlumbergera-Hybriden aber auch schon häufigem Landregen ausgesetzt, was den Pflanzen ebenfalls gut bekommen ist. In besonders nassen Jahren sollte man allerdings die Töpfe häufig auf zu viel Feuchtigkeit kontrollieren und sie im Zweifel dann besser unter eine Überdachung stellen. Während dieses warmen, halbschattigen und leicht feuchten Sommeraufenthaltes in 2022 sind meine Schlumbergera-Hybriden üppig grün gewesen und haben an Wachstum deutlich zugelegt.

Ende September, nach Einsetzen des kalendarischen Herbstes, werden bekanntlich die Tage kürzer. Nun beginnt die Vorbereitung auf die Blühphase. Schlumbergeras sind Kurztagspflanzen, die eine längere Dunkelphase zur Ausbildung ihrer Knospen benötigen. Ich habe die Pflanzen also Anfang der herbstlichen Jahreszeit zunächst auf eventuell eingewanderte Mitbewohner kontrolliert und sie dann ins Haus bzw. ins Gewächshaus geholt. Noch droht um diese Jahreszeit kein Frost, denn diesen würden die fleischigen Triebe nicht überleben. Wir merken uns also: Weihnachtskakteen sind NICHT frosthart.

Vielmehr benötigen sie mit Einsetzen der dunklen Jahreszeit einen relativ kühlen Aufstellungsort. Es bieten sich wenig oder gar nicht geheizte Wohnräume in Ost- oder Nordrichtung an. Die nächtliche Temperatur sollte 18 °C nicht überschreiten, je kühler der Standort ist, umso besser. Aus Platzmangel beließ ich zwei Pflanzen im Gewächshaus. Hier sanken in den letzten Wochen die Nachttemperaturen wesentlich stärker ab, als dies im Wohnhaus der Fall war. Die Pflanzen dankten diese nächtliche Abkühlung mit verzögerter, aber umso sicherer Ausbildung von Knospen. Auf diese Weise lässt sich bei verschiedenen Pflanzen die Blühphase über einige Wochen strecken.

Vorzugsweise sollten die Pflanzen am Fenster kultiviert werden, wo sie noch genügend Licht bekommen. Allerdings, wie gesagt, sind es Kurztagspflanzen. Das bedeutet, dass sie zur Blüteninduktion täglich 12 bis 15 Stunden Dunkelheit benötigen. Wir kennen diese Entwicklung von vielen anderen im Winter blühenden Pflanzen, zum Beispiel von den ebenfalls beliebten Weihnachtssternen. Wer eine längere Dunkelphase aufgrund von ständiger Beleuchtung, beispielsweise durch Aquariumbeleuchtung, Fernseher o. ä., nicht zu bieten hat, sollte erwägen, die Pflanzen einige Zeit bis zu 15 Stunden durch lockeres Überstülpen einer entsprechend präparierten Einkaufstüte aus Papier vor Licht zu schützen. Die Papierabdeckung sollte groß genug sein, um nicht mit den Trieben in Kontakt zu kommen. Gegebenenfalls muss man die Tüte unten etwas aufreißen. So behütet bleiben die Pflanzen täglich lange genug im Dunkeln. Bei Tageslicht sollte die Abdeckung jedoch entfernt werden. Sicher macht das etwas Mühe und ist in entsprechenden Räumlichkeiten, die lange genug völlig dunkel sind, nicht nötig. Doch im äußersten Notfall ist dies in helleren Wohnräumen das Mittel der Wahl. Bitte aber keinesfalls auf Material aus Plastik zurückgreifen, denn es sollte unbedingt für genügend Luftzirkulation gesorgt werden. Plastiktüten sind aus vielerlei Gründen nicht sinnvoll, im schlimmsten Fall kann sich durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit Schimmel bilden und die Pflanzen können absterben.

Irgendwann werden wir die ersten Knospen an den Triebspitzen sehen. Die späteren Blüten sind nicht symmetrisch ausgebildet, sondern länglich und schief. Die Oberseite der Blüte mit den Fortpflanzungsorganen ist so angeordnet, dass die Bestäuber, in der Natur sind es überwiegend Kolibris, diese gut erreichen können. Botaniker nennen diese Form der Blüte zygomorph. Kakteenfreunde kennen diese Blütenform beispielsweise auch von der Gattung Matucana. Hat sich nun eine Fülle von Knospen entwickelt, kann die tägliche Beleuchtung den normalen Gegebenheiten im Wohnraum angepasst werden bzw. die zusätzliche Abdeckung, falls sie benötigt wurde, entfernt werden.

Gießen

Ist unser Weihnachtskaktus so weit entwickelt, dass sich Knospen oder bereits Blüten entwickelt haben, wird nur mäßig gegossen. Mäßig ist natürlich ein dehnbarer Begriff, und ich möchte mich hier daher auf einen Gießrhythmus von etwa alle 10 Tage bis zwei Wochen festlegen. Diesen Turnus werden wir nun bis zum Ende der Blühphase, es sind durchaus bei guter Pflege mehrere Blütenschübe möglich, durchhalten. Gedüngt wird in dieser Zeit nicht. Ist die Zeit der Blüte vorbei, meist wird das im beginnenden Frühjahr der Fall sein, gönnen wir den Pflanzen eine Ruhephase, in der kaum noch gegossen wird. Als Faustregel sollten wir uns merken, dass der Wurzelballen nicht über längere Zeit komplett durchtrocknen sollte, weil Trockenheit die Wurzeln schädigt. Die Ruhephase dauert 4 bis 6 Wochen an. Oft sind dann die Temperaturen schon wieder etwas höher. Da nun bald die Wachstumsphase über den Sommer beginnt, sollten die Pflanzen nach der Ruhephase wieder häufiger gegossen werden und auch alle zwei Wochen mit einem Kakteendünger versorgt werden. Wie bereits erwähnt, können die Pflanzen ab Ende Mai bis Ende September dann auch im Halbschatten draußen stehen.

Düngen

Eine Düngung erfolgt in der Wachstumszeit etwa ab Ende Mai mit Kakteendünger im Abstand von ca. 14 Tagen und endet nach Ausbildung der Blütenknospen etwa im November.

Pflegemaßnahmen in der Gesamtübersicht

Blütezeit: ca. November bis März, tatsächlich blühen manche Exemplare über das Jahr verteilt immer wieder.

Alle 10 – 14 Tage gießen, nicht mehr düngen. Wurzelballen nie längere Zeit komplett austrocknen lassen. Keine Staunässe!

Ruhezeit: nach der Blüte ca. 6 Wochen, beginnend etwa im März, noch weniger gießen, jedoch auch nicht komplett austrocknen lassen. Umtopfen in dieser Zeit gut möglich, alle drei Jahre ausreichend und kein zu großer Topf.

Wachstumszeit: Ab Frühsommer bis in den Herbst hinein. Halbschattig aufstellen, keine pralle Sonne, gerne im Garten oder auf dem Balkon, je nach Möglichkeit. Gelegentlich gießen und düngen, etwa einmal wöchentlich Wasser, etwa 14-tägig Kakteendünger. Bitte auch jetzt keine Staunässe!

Blütenbildung: Kurztagspflanze, bei Herbstbeginn ins Haus holen und möglichst kühl (Nachttemperaturen deutlich unter 18 °C, je kühler, desto besser) stellen. 12 – 15 Stunden Dunkelheit zur Blütenbildung nötig. Eventuell mit Papier abdecken. Gießen alle 10 – 14 Tage, düngen in dieser Zeit bis zum Erscheinen der Knospen. Danach mit Beginn der Blütezeit (siehe oben) nicht mehr düngen.

Ich denke, dass ich damit den Jahreskreislauf ganz gut abgebildet habe. Meine Pflanzen, die ich in diesem Rhythmus pflege, danken es mir momentan mit einem überaus reichlichen ersten Blütenschub. Die verwelkenden Blüten sollten regelmäßig entfernt werden. Dazu dreht man sie sanft von den Trieben ab. So vermeiden wir, dass die Pflanzen unnötig Kraft in die Ausbildung von Früchten binden. Einem weiteren Blütenfeuerwerk in den nächsten Wochen wird dadurch deutlich Vorschub geleistet.

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Über den Autor

Elke

Elke Seidel


Kakteen und Pflanzen aller Art sind meine Leidenschaft. Cello und Blockflöte sind "meine" Instrumente. Im evangelischen Kirchenchor singe ich mit. Wenn dann noch Zeit bleibt, wird sie dem Handarbeiten gewidmet.

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