Am ersten Sonntag im Oktober feiern Christen traditionell das Erntedankfest. Damit drücken wir unsere Dankbarkeit für den Ertrag aus Feld und Garten aus. Häufig ist an diesem Tag die Kirche mit großen Gebinden aus Getreideähren festlich geschmückt und die Gemeindemitglieder steuern oftmals noch die Früchte ihres gärtnerischen Erfolgs bei. Weltweit sind es jedoch nicht nur Christinnen und Christen, die dankbar sind für die gewachsenen Feldfrüchte, Getreide und Gemüse.
Der Dichter Matthias Claudius (1740-1815) drückte in seinem Gedicht Alle gute Gabe die enge Verbindung unseres Tuns mit den Naturgewalten aus, damit wir reichlich ernten und für den Winter vorsorgen können. Im Evangelischen Gesangbuch finden wir es vertont unter der Nummer EG 508.
Wir pflügen und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand;
der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt,
und hofft auf ihn.
Er sendet Tau und Regen
und Sonn‘ und Mondenschein
und wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot;
es geht durch uns’re Hände,
kommt aber her von Gott.
Was nah‘ ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
das Sandkorn und das Meer.
Von ihm sind Büsch und Blätter
und Korn und Obst, von ihm
das schöne Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.
Er lässt die Sonn‘ aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen
und tut die Wolken auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt dem Viehe Weide
und seinen Menschen Brot.
Kategorien:
Literatur
Schlagworte:
Erntedank, Evangelisch, Gedichte, Kirche, Matthias Claudius
Über den Autor