Rittersterne richtig pflegen

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Rittersterne richtig pflegen

Hippeastrum Alfresco

Hippeastrum Alfresco

Heute möchte ich einige Pflegehinweise für die zur Weihnachtszeit hierzulande so beliebten Rittersterne geben. Unter der deutschen Bezeichnung Ritterstern verbirgt sich die Gattung Hippeastrum. Dabei handelt es sich um Zwiebelpflanzen, deren Heimat Südamerika ist. Bei uns kommen Vermehrungen aus überwiegend niederländischer Produktion in den Handel. Wie wir es von den Tulpenzwiebeln bereits kennen, sind die Niederländer anscheinend Weltmeister in der Zucht von Zwiebelgewächsen. Als Zierpflanzen werden überwiegend Hippeastrum-Hybriden verkauft. Es werden etwa einhundert botanische Arten gelistet, aber es gibt mehr als 600 Hybriden.

Hippeastren gehören zur Familie der Amaryllidaceae. Die weit verbreitete Bezeichnung Amaryllis ist für diese Zierpflanze heute nicht mehr richtig. Die echte Amaryllis belladonna ist nämlich nicht in Amerika, sondern in Südafrika beheimatet, also auf einem völlig anderen Kontinent. Botaniker haben in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Trennung der Gattungen in Amaryllis und Hippeastrum vorgenommen.

Im vergangenen Dezember habe ich drei verschiedene Hippeastrum-Hybriden gekauft. Ich wollte sie auf einem Schrank im Wohnzimmer platzieren, damit ich mich in der Vorweihnachtszeit an ihrem Blütenschmuck erfreuen kann. Natürlich war mir klar, dass dunkle Ecken für Pflanzen kaum geeignet sind. Aber, so dachte ich, für die kurze Zeit der Blüte würde es wohl gehen. Allemal schöner, als sich mit trockenem Tannengrün zu umgeben.

Ich kaufte also extra schwere Übertöpfe, da ich schon wusste, dass die aufstrebenden Blüten die Pflanzen kopflastig machen würden. Da die dicken Zwiebeln in ziemlich kleinen Töpfen versenkt waren, war es nicht einfach, dort noch einen Bambusstab zur Stützung unterzubringen. Wie sich zeigen sollte, hätte dieser nichts an der folgenden Schieflage geändert. Der Blütenstiel wuchs und wuchs und erreichte schon nach etwa zwei Wochen das darüber hängende Regal. Allmählich öffneten sich die Blüten – erst zwei, dann vier, zu guter Letzt zählte ich an den Stielen acht große Blüten. Zur Vorbeugung, damit die Stiele nicht abknicken, befestigte ich ein dünnes Geschenkband mit Klebestreifen am Regalbrett. Als sich dieser Klebestreifen nach kürzester Zeit wieder löste, verfiel ich auf die Idee, eine noch schwerere und größere Glasvase anstelle des Übertopfs zu verwenden. Doch ich hatte nicht mit dem Eigenleben der dicken Blütenstiele gerechnet…

Eines Nachmittags vernahm ich ein schepperndes Geräusch und mir war sofort klar, dass dies das Ende meiner Glasvase war. Leider war dem Regalsturz auch ein Großteil der schönen weißen Blüte zum Opfer gefallen. Wie von Geisterhand hatten sich die Stiele nämlich geneigt und das Glasbehältnis zum Umfallen gebracht. Scherben bringen ja bekanntlich Glück, und das kann man immer gebrauchen. Zwei weitere Hippeastrum-Töpfe hatte ich vorsorglich schon auf die Fensterbank gestellt und die Blüten – höchst unattraktiv, aber wirkungsvoll – mit langen Bindfäden an der Gardinenleiste festgezurrt. Ein Gärtner weiß sich schließlich in jeder Lage zu helfen. Und um Unkenrufen gleich vorzubeugen: Die Gardine hängt noch. 😉

Jetzt, Anfang Januar, sind alle Pflanzen verblüht und ich habe die vertrockneten Blütenstände vorsichtig abgeschnitten. Die Stiele sondern eine Flüssigkeit ab und die Zwiebeln sowie alle anderen Teile der Pflanze sind giftig. Man sollte im Umgang mit der Pflanze daher Vorsicht walten lassen. Nun will ich aber wissen, wie ich die Zwiebeln im Laufe des Jahres weiter behandeln muss, damit sie im nächsten Advent wieder neue Blüten hervorbringen. So habe ich mich auf die Suche begeben und nach meiner Recherche die unten folgenden Pflegehinweise zusammengestellt.

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass wir es mit drei Vegetationsphasen zu tun haben: Blühphase, Wachstumsphase und Ruhephase. Diese drei Phasen erfordern unterschiedliche Standorte und Lichtverhältnisse.

Blühphase (Dezember – Februar)

Hippeastrum-Hybriden entfalten ihre Blüten in den Wintermonaten, je nach Sorte von Dezember bis Februar. In dieser Zeit sollten die Pflanzen möglichst hell und nicht zu warm (bei etwa 20 °C) aufgestellt werden. Leider sind ein gut geheiztes Wohnzimmer oder die Fensterbank über einem Heizkörper also nicht unbedingt der optimale Winterstandort. Die Nachttemperatur kann zudem noch auf 16 °C abgesenkt werden, damit die Blüten länger halten.

Gegossen wird in dieser Zeit wie folgt: Solange die Blütenschäfte noch kurz sind, wird wenig und in größerem Abstand gegossen. Sonst bleiben die Blütenschäfte stecken, d. h. sie wachsen dann nicht weiter. Sobald das Längenwachstum offensichtlich abgeschlossen ist, kann regelmäßig und etwas großzügiger gewässert werden. Am besten bewährt hat sich hier, das Wasser in einen Untersetzer zu gießen, so dass sich die Wurzeln selbst bedienen können und die Zwiebeln nicht faulen.

Gedüngt wird ab dem Zeitpunkt, an dem die Blüten zu welken beginnen. Je nach Blühphase kann dies also schon im Januar oder auch erst im Februar der Fall sein.

Wachstumsphase (bis Juli/August)

Nun beginnt die Wachstumsphase. Diese Phase, in der die Blätter wachsen und die Zwiebel genügend Kraft für die nächste Blüte sammeln muss, verläuft in der Sommerzeit. Nach der Blüte sollte das erste Mal mit einem Blühpflanzendünger gedüngt werden. Zunächst reicht eine Düngemittelgabe alle drei bis vier Wochen.

Etwa im April/Mai kann der Düngerhythmus dann auf alle zwei Wochen verkürzt werden. Sobald kein Spätfrost mehr droht, können die Pflanzen sogar halbschattig im Freien stehen. Bis Ende Juli werden sie nun wöchentlich mit Dünger versorgt. Im August sollten die Düngung und das Gießen eingestellt werden.

Ruhephase (September – November)

Es beginnt nun die Ruhephase. Diese dauert drei Monate. Zunächst ziehen die Blätter ein. Gärtner kennen dies von den Tulpen im Blumenbeet. Keinesfalls dürfen die Blätter abgeschnitten werden, denn aus ihnen zieht die Zwiebel ihre Kraft. Erst wenn alle Blätter eingetrocknet sind, kann das trockene Laub entfernt werden.

Nun wird die Zwiebel bei etwa 15 °C in der alten, trockenen Erde an einen dunklen Platz, z. B. in den Keller, gestellt und völlig in Ruhe gelassen.

Für November sollte man sich einen Vermerk im Kalender machen, denn dann wird die Zwiebel in frisches, durchlässiges Substrat umgepflanzt. Oft haben sich zu diesem Zeitpunkt auch Brutzwiebeln gebildet. Diese können vorsichtig von der Hauptzwiebel entfernt und separat eingetopft werden. Allerdings dauert es ein paar Jahre, bis diese neuen Zwiebeln blühen.

Ab Dezember beginnt der Kreislauf von neuem. Dann wird die Pflanzerde wieder leicht angefeuchtet, bis sich erste Blütenstiele zeigen. Wie bereits zu Beginn bei der Blühphase beschrieben, wird nun allmählich wieder mehr gegossen. Auf ein neues Blütenwunder! 🙂

Substrat

In ihrer südamerikanischen Heimat wachsen Hippeastren in überwiegend mineralischem Boden. Für unsere Fensterbank-Kultur in Europa bedeutet dies, dass wir durchlässiges Substrat verwenden. Empfohlen wird, gute Blumenerde mit Blähtonkügelchen zu vermischen. Auch eine Drainage aus Blähton unter der Zwiebel wirkt sich günstig aus, um Fäulnis zu verhindern.

Zusammenfassung

Abschließend möchte ich die Pflegemaßnahmen zur besseren Übersicht noch einmal nach Kalendermonaten ordnen.

Dezember/Januar/Februar

Blütezeit. Angepasst an das Wachstum des Blütenstiels zunächst wenig, später dann mehr (etwa wöchentlich) Wasser geben. Kein Dünger.

März/April/Mai

Wachstum über den Sommer. Erstes Düngen nach dem Verblühen. Im Folgenden werden Düngeabstände immer mehr verkürzt, zunächst alle 3-4 Wochen, dann 14-tägig.

Juni/Juli

Weiteres Wachstum. Kultur auch draußen im Schatten möglich. Häufiger düngen (jede Woche) und regelmäßig gießen. Blätter werden grün. Nicht abschneiden!

August

Düngen und Gießen einstellen. Die Blätter ziehen allmählich ein. Laub nach dem kompletten Vertrocknen abschneiden.

September/Oktober

Ruhephase. Dunkel und kühl aufbewahren im alten Substrat. Aufenthalt in einem Keller gut. Komplett trocken halten, am besten vergessen.

November

Letzter Monat der Ruhe. Jetzt bereits in gut durchlässiges Substrat (Blumenerde plus Blähton) umtopfen. Tochterzwiebeln gegebenenfalls separat eintopfen. Noch immer nicht gießen!

Dezember

Blühphase in Vorbereitung. Wieder hell stellen und ganz allmählich mit dem Gießen beginnen. Wassergabe an das Wachstum des Blütenstiels anpassen. Auf die frische Blüte freuen!

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Über den Autor

Elke

Elke Seidel


Kakteen und Pflanzen aller Art sind meine Leidenschaft. Cello und Blockflöte sind "meine" Instrumente. Im evangelischen Kirchenchor singe ich mit. Wenn dann noch Zeit bleibt, wird sie dem Handarbeiten gewidmet.

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