Aussaat leicht gemacht

Aufmacher Kakteen

Aussaat leicht gemacht

Mammillaria Jungpflanzen

Mammillaria Jungpflanzen

Von der Aussaat bis zur ersten Blüte eines Kaktus kann es durchaus weniger als zwei Jahre dauern. Dies bewies mir einst ein Winzling von Mammillaria, der mir im zarten Alter von nur 15 Monaten die erste Blüte schenkte. Für so eine kleine Kugel war das eine beachtliche Leistung. Natürlich handelte es sich hierbei um einen Sämling auf eigenen Wurzeln.

Versierte Kakteenfreunde setzen schon zarte Sämlinge auf eine geeignete Pfropfunterlage. Dadurch wird der Pfröpfling zu einer besonders zeitigen Blüte angetrieben. Häufig trifft man auf diese Vorgehensweise bei der Zucht von Echinopsis- oder Trichocereus-Hybriden. Die Züchter wollen möglichst schnell das Resultat ihre eigenen Kreuzungen sehen. Bei der Hybridenzucht fällt viel Ausschuss an, den der Züchter nicht weiterpflegen möchte – die Blüte entspricht einfach nicht den eigenen Zuchtvorstellungen.

Doch von Hybridenzucht und Blüten im Schnellverfahren soll hier nicht die Rede sein. Nur wenige Kakteenliebhaber können sich dem Zauber der selbst ausgesäten Kakteen entziehen. Es ist auch keine große Hexerei dabei, vom Saatgut zur eigenen Pflanze zu kommen. Dazu benötigt man lediglich ein paar grundlegende Dinge, die ich hier beschreiben möchte.

Woher bekomme ich das Saatgut?

Saatgut für Kakteen erhält man in der Regel in gut sortierten Kakteengärtnereien. Einige haben sich darauf spezialisiert, nur Saatgut zu produzieren. Eine andere Möglichkeit besteht über die Mitgliedschaft in einer Kakteengesellschaft. In Deutschland ist das die Deutsche Kakteen-Gesellschaft e. V. (DKG), in Österreich gibt es die Gesellschaft Österreichischer Kakteenfreunde (GÖK) und in der Schweiz ist es die Schweizerische Kakteen-Gesellschaft (SKG). Die Jahresmitgliedschaft ist nicht teuer und es erscheint monatlich eine informative Kakteenzeitschrift. Neben vielen interessanten Informationen haben Mitglieder Zugriff auf die jährlich neu erscheinende Samenliste. Das Saatgut wurde im Laufe des Jahres von anderen Mitgliedern gespendet. Hat man sein Herz an besondere Gattungen verloren, so lohnt sich darüber hinaus auch eine Mitgliedschaft in einer der zahlreichen Fachgesellschaften. Und schlussendlich kann man durch Kontakte in verschiedenen Kakteenforen oder Ortsgruppen der Kakteengesellschaften Gleichgesinnte treffen, die gelegentlich auch das eine oder andere überzählige Saatgut abgeben.

Welche Gefäße eignen sich?

Die meisten Samentütchen enthalten etwa 20 bis 30 Samen. Um nicht zu viel Substrat zu verschwenden, reicht es aus, sehr kleine Plastiktöpfe mit einer Kantenlänge von ca. 4 x 4 cm zu verwenden. Auch diese kauft man am besten im einschlägigen Fachhandel. Will man mehr als zwei, drei Portionen aussäen, so ist es sinnvoll, die kleinen Töpfe in die Schale eines Anzuchtgewächshauses zu stellen. Je nach dessen Größe, finden hier zwischen 24 und 40 Töpfe Platz. Jedes Töpfchen fasst also etwa 20 bis 30 Kakteensamen einer Art. Anfangs benötigen die zarten Sämlinge nur wenig Substrat, um ihre feinen Wurzeln zu entfalten. Wenn nur wenige Portionen ausgesät werden sollen, kann man sich auch damit behelfen, die kleinen Töpfe in ein beliebiges Schälchen ohne Abzugsloch zu stellen und anstelle eines Gewächshausdeckels einfach einen Gefrierbeutel um das Konstrukt zu hüllen. Wichtig ist nur, dass die Töpfe Wasserabzugslöcher haben und die Kunststoffumhüllung die Luftfeuchtigkeit hält.

Welche Erde nehme ich?

An dieser Stelle könnte man zehn Kakteenfreunde fragen und erhielte ebenso viele verschiedene Antworten. Mein eigenes Substrat mische ich aus normaler Aussaaterde und Bims. Beides mische ich etwa im Verhältnis 3:1. Wichtig ist in erster Linie, dass das Substrat nur wenig vorgedüngt und sehr durchlässig ist. Möglichst steril sollte es ebenfalls sein, damit sich kein Pilzbefall einstellt und unliebsame Mitbewohner wie z. B. Trauermückenlarven gar nicht erst Fuß fassen können.

Welches Zubehör benötige ich?

Um die Kakteenerde möglichst keimfrei zu machen, bietet es sich an, sie im Backofen zu sterilisieren. Dazu eignen sich Bratbeutel hervorragend. Diese verwendet man in der Regel für den Sonntagsbraten, aber den lassen wir hier außen vor. Das fertige Substratgemisch wird leicht befeuchtet und in einen solchen Bratbeutel gefüllt. Dessen Enden werden mit den mitgelieferten Plastikstreifen verschlossen. In den Beutel wird mit einer Nadel ein Loch gestochen. Nun wird, wie es der Koch auch machen würde, der Bratbeutel auf dem Gitterrost in den kalten Backofen geschoben. Die Hitze wird auf etwa 170 °C geschaltet und der „Substratbraten“ bleibt ungefähr 45 Minuten im Ofen. Danach lassen wir das Substrat abkühlen und verwenden es im Anschluss.

Zubehör

Zubehör

Steckschildchen aus Kunststoff und ein Bleistift der Härte HB werden für die einwandfreie Beschriftung der Saattöpfchen benötigt. Schließlich will man auch nach Monaten noch wissen, was hier wächst. Bleistift hat sich zur Beschriftung bestens bewährt. Er hat den Vorteil, jahrelang sichtbar zu bleiben und ist resistent gegen diverse Spritzmittel. In der Regel gehen die Schildchen durch die UV-Strahlung eher kaputt, als dass die Schrift des Bleistifts sich auflösen würde.

Hilfreich, aber nicht zwingend notwendig, ist ein kleiner Holzstempel in der Größe des Töpfchens (also ca. 4 x 4 cm). Den kann man sich leicht selbst herstellen. Damit wird das eingefüllte Substrat vorsichtig festgedrückt.

Ich benutze für das erste Gießwasser Chinosol-Tabletten zur Keimminderung. Dazu löse ich eine Tablette Chinosol in einer Gießkanne mit zwei Litern kochendem oder zumindest sehr heißem Wasser auf. Bis die Samen auf der Erde ausgesät sind, ist das Wasser genügend abgekühlt und die Tablette hat sich aufgelöst.

Nun kann es losgehen!

Aussaatliste in Excel

Aussaatliste in Excel

Zunächst wird das Saatgut katalogisiert, damit man auch nach Jahren noch weiß, wann man was ausgesät hat. Ich nutze dafür eine Excel-Datei. Anschließend notiere ich die Namen und eine fortlaufende Nummerierung auf den Steckschildchen. Ist dies geschehen, lege ich mir alles zur Aussaat bereit und setze auch direkt die erwähnte Wasserlösung an.

Die Aussaattöpfe werden bis kurz unter den Rand mit der fertigen und trockenen Substratmischung befüllt und leicht angedrückt. Nicht zu fest und nicht zu locker, immerhin sollen die zarten Wurzeln noch leicht Fuß fassen können. Als nächstes stecke ich das entsprechende Steckschildchen an den Topfrand. Erst jetzt öffne ich das Samentütchen und verteile das Saatgut relativ gleichmäßig auf dem Substrat. Kakteen gehören zu den Lichtkeimern. Das heißt, dass das Saatgut nicht mit Erde bedeckt werden darf. Die Samen bleiben also auf dem Substrat sichtbar liegen und werden noch einmal sehr vorsichtig angedrückt. In meinem Fotobeispiel habe ich Teile der Töpfe noch mit Bims bestreut und dort hinein gesät. Auch in der Natur ist der Erdboden, auf den die Samen fallen, nicht immer glatt und eben.

Wenn alle Töpfe in gleicher Weise befüllt sind, werden sie in die Unterschale des Anzuchtgewächshauses gestellt. Es zahlt sich aus, wenn so viele Töpfe in der Schale stehen, dass sie nicht umkippen können. Allerdings sollte man sie auch nicht quetschen, denn der Bodenkontakt jedes einzelnen Töpfchens ist wichtig für die spätere Wasseraufnahme.

Nun wird am Rand der Töpfchen das mittlerweile handwarm abgekühlte Gießwasser angegossen. Wir gießen NICHT über das Substrat. Das ist wichtig, damit das Saatgut nicht hochgespült wird. Etwa zwei Fingerbreit sollte das Wasser in der Unterschale stehen. Es wird sich in kurzer Zeit in die Erde hochsaugen. Danach sofort den durchsichtigen Deckel auf die Unterschale setzen. Das kleine Gewächshaus wird nun an einem warmen, schattigen und hellen Ort bei etwa 22 °C aufgestellt. Bei mir stehen die Schalen auf der Fußbodenheizung. Das Sonnenlicht wird durch eine Gardine gefiltert und abgeschwächt. Nach einer halben Stunde wird kontrolliert, ob die Erdoberfläche bei allen Töpfen gleichmäßig feucht aussieht. Sollte das noch nicht der Fall sein, das Angießwasser jedoch schon aufgesogen sein, gießt man noch etwas Wasser nach. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wie viel Wasser benötigt wird. Damit von außerhalb keine Trauermücken in das Gewächshaus geraten, kann man die Ränder und den eventuell vorhandenen Schieber des Gewächshauses noch mit Tesafilm abkleben. Nun heißt es abwarten, was passiert. Die Spannung steigt von Tag zu Tag.

Etliche Keimlinge werden sich in den nächsten Tagen bereits zeigen. Manche Kakteenarten benötigen aber auch länger bis zur Keimung. Will man schnelle Erfolge sehen, würde ich für die erste Aussaat Echinopsis und Astrophytum empfehlen. Mit beiden Gattungen hat man nach meinen Erfahrungen die wenigsten Reinfälle. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass eine Aussaat gar nicht keimt oder dass sich auf der Oberfläche doch Schimmelsporen breit machen. Manches Saatgut keimt frisch am besten, andere Samen sind länger lagerfähig und keimen auch erst nach einer gewissen, manchmal sogar mehrjährigen Reifezeit besser. Gelegentlich kommt es auch vor, dass nach längerer Wartezeit plötzlich doch noch Sämlinge nachkommen. Das ist völlig unterschiedlich und macht den Reiz einer eigenen Aussaat aus.

Schreibfehler gefunden?

Wenn du einen Rechtschreibfehler entdeckt hast, kannst du ihn gerne melden, indem du den Text mit der Maus markierst und dann Strg + Eingabetaste drückst. Vielen Dank für die Hilfe! 😉

Über den Autor

Elke

Elke Seidel


Kakteen und Pflanzen aller Art sind meine Leidenschaft. Cello und Blockflöte sind "meine" Instrumente. Im evangelischen Kirchenchor singe ich mit. Wenn dann noch Zeit bleibt, wird sie dem Handarbeiten gewidmet.

Schreibe eine Antwort

Fehlerbericht

Der folgende Text wird anonym an den Autor des Artikels gesendet: